Vertrauen ist an Zukunft gebunden
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Vertrauen ist an Zukunft gebunden
Zur Entfaltung dieser Kräfte, müssen Führungskräfte in der Lage sein, die Verantwortung für das Finden von Lösungen auf ihre Mitarbeitenden zu übertragen. Das funktioniert dann, wenn sie sich selbst zurückzunehmen lernen und die Chance nutzen, sich der immer schon gegebenen Einsamkeit als Führungskraft bewusst zu werden. Wer in der TelKo zuhören kann und andere aussprechen lässt, wer glaubhaft interessiert ist daran, wie es dem anderen geht, wie er oder sie zurechtkommt, schafft Verbundenheit. Dann sind emotionale Nähe und Anteilnahme nicht primär eine Frage der räumlichen Dimension.
Dann gelingt auch Führung auf Distanz: Wenn Mitarbeitende nicht nur in ihrer Funktionalität angesprochen werden, sondern auch als Person wahrgenommen und sie in ihrer Würde geachtet werden, indem wir sie als Zweck, nicht nur als Mittel betrachten. Wir können durch das jetzt erzwungene ’social distancing‹ den organisationalen Fundamentalirrtum verstehen und diesen aktiv verlernen: Und das heißt, dass man den Mitarbeitenden nicht zu nahetritt, sie nicht in paternalistischen Strukturen zu binden und zu festzuhalten sucht oder sie über Wohlfühlprogramme in die Organisation ›hyperinkludiert‹. Stattdessen geht es um Beziehungsgestaltung auf Augenhöhe und mit Respekt füreinander:
- Starkes Commitment entsteht durch Gewissheit,
- gemeinsame Identifikation und
- das Wissen darum, auch als Einzelner in der Organisation gesehen zu werden – insbesondere mit den Bedingungen und Herausforderungen, die den Einzelnen aktuell in der Coronakrise beschäftigen oder belasten.
- Die Aufgabe von guter Führung besteht gerade jetzt darin, dass der Einzelne sich mit seinem Beitrag zur Gesamtleistung, der Performance des Unternehmens wiederfinden kann.
- Auf diese Weise kann eine ganz fundamentale und fruchtbare Sinnerfahrung des Einzelnen in der eigenen Tätigkeit erlebt werden. Diese trägt gut durch, insbesondere auch durch schwierige Zeiten.
Zweifellos erleben viele Betroffene die Einschränkungen unserer Bewegungs‐Freiheit als bedrängend und Angst auslösend. Vor allem die zeitliche Unabsehbarkeit dieser Bedrängnis entspricht einer existenziellen Noterfahrung. Vertrauen, Zusammenhalt, Identität und Zustimmung sind nicht primär räumlich gebunden, sondern zutiefst Phänomene der Kontinuität, der Verbundenheit von Menschen über die Zeit, in dem Wissen: Niemand wird zurückgeblieben sein – und auch ich kann darauf zählen. Viel wichtiger als die körperliche Anwesenheit von Führung und der Mitarbeitenden im Erleben, ist daher jetzt das Vertrauen in deren Verlässlichkeit.