Remote Control – Bemerkungen zu Organisation und Führung in der Covid‐19‐Krise

Wir brauchen mehr Führung und anders

Wir brauchen mehr Führung und anders

Ich bin vom Gegenteil überzeugt: Nur Führung, die sich in ihren eigenen Sorgen und Bedürfnissen, in ihrer existenziellen Angst versteht und darin Haltung bewahrt, kann anderen jetzt Halt, Zugehörigkeit, Identität und Orientierung vermitteln und jene in ihrer Freiheit, ihrer Verantwortung für die Gemeinschaft und ihrer Dignität ansprechen und sie darin bestärken. Das erfordert ein Führungsverständnis, dass ›personal‹ ist, d.h. aus innerer Haltung Autorität und Vertrauen erschafft und nicht aus der Position heraus. Es fordert innerhalb von Organisationen jetzt diejenigen, die ihre Rolle jetzt selbst interpretieren und sie gegebenenfalls auch überdehnen – und am Ende bereit sind, die Konsequenzen für richtiges aber systembedingt regelwidriges Verhalten zu tragen.

Die Covid‐​19‐​Krise rückt auf dramatische Weise die organisationale Vernunft von Ermutigung und Empowerment der Mitarbeitenden ins Licht. Gefragt sind intensive Unterstützung zur Selbstverantwortung, das Vertrauen in Mitarbeitende, in deren eigene motivationale Kraft und in die Fähigkeit von Mitarbeitenden zur Selbstführung. Überzeugende Führung in der Krise versteht sich als Koordinator, Mentor, Sparringspartner und Coach. Überzeugende Führung in der Krise glaubt an die Selbstmotivation ihrer Mitarbeitenden, strahlt Vertrauen aus, gewährt Freiräume und vertraut konsequent auf die Redlichkeit fachlicher Expertise. Dies sind die Kernelemente der Kompetenzverteilung innerhalb jener Organisationen, die jetzt im Corona‐​Alltag erfolgreich hohe Risiken managen und dynamische Situationen durch erworbene Resilienz bewältigen.