Remote Control – Bemerkungen zu Organisation und Führung in der Covid‐19‐Krise

… mit menschlicher Vollbremsung

… mit menschlicher Vollbremsung

Diese Krise hat uns zugleich zu einer menschlichen ›Vollbremsung‹ veranlasst. Und diese geht nicht ohne Blessuren ab: Krisen wecken unangenehme Gefühle, denen wir lieber ausweichen: Manche mieden zu Beginn der Pandemie die Nähe von ›Asiaten‹ im Supermarkt oder im öffentlichen Raum. Oder sie wollten es nicht wahrhaben, fühlten und fühlen sich unbeteiligt und so in ihrer mangelnden Solidarität gerechtfertigt: ›Ich gehöre ja nicht zur Risikogruppe!‹ Wieder andere suchen im rastlosen Aktivismus nach einem Bewältigungsmodus: Und im Angesicht existenzieller Angst eigener Endlichkeit ›preppern‹ sie Klopapier in ihrem Streben nach Unendlichkeit. Wieder andere finden ihren letzten Ausweg in einer Wut, die nach Schuldigen sucht und versteigen sich in allerlei Verschwörungsmythen, die sie vor den Zumutungen einer eigenen Stellungnahme im Angesicht des Faktischen bewahren. Schlimmstenfalls aber richtet sich die eigene Hilflosigkeit gegen noch hilfloser erscheinende andere im nächsten Umfeld: Die Befürchtung zunehmender häuslicher Gewalt ist keine Erwartungsangst, sondern bittere Realität. – Unsere Verletzlichkeit verunsichert uns, und niemand – wirklich niemand – bleibt unbeteiligt.