Remote Control – Bemerkungen zu Organisation und Führung in der Covid‐19‐Krise

Der Mensch ist auf Verbundenheit ausgerichtet – organisationaler Irrtum mit fatalen Folgen

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Der Mensch ist auf Verbundenheit ausgerichtet – ein organisationaler Irrtum mit fatalen Folgen

Die Diskussion um die derzeitige Krise ereignet sich angesichts entleerender Hallen, Büros, steigender Zahl von Homeoffices und erzwungenen Abstands in erforderlichen öffentlichen Räumen. Und angesichts der Einschränkung von Bewegungsfreiheit und unmittelbar körperlicher Distanz. Ein Teil der Debatte ist im organisationalen Kontext von einem grundlegenden Irrtum geprägt: Selbstredend sind wir als Menschen vor allem soziale Wesen und auf die Verbundenheit mit anderen ausgerichtet. Aber: Die Übersetzung der Tayloristischen Idee des Shopfloor‐​Managements in die virtuelle Welt als fixierter Raum der Leistungserstellung, und der Glaube an die Sicherstellung der Produktivität durch Leistungsüberwachung, geht an dieser Stelle am Menschsein vorbei.

Wer angesichts der Covid‐​19‐​Krise weiterhin oder wieder auf das Prinzip von ›Command and Control‹ setzt, wird es schwerer haben als andere, sich selbst und andere gut durch die Krise zu führen. Ihm oder ihr fehlen plötzlich die unmittelbaren Instrumente der Disziplinierung und die eigene so zentrale körperliche Erfahrung der ›Erhabenheit‹ der eigenen Positionsmacht. Und er oder sie wird aktuell große Probleme des Zusammenhalts und der emotionalen Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen vorfinden. Eine vergleichbare Situation wie diese, haben wir noch nicht erlebt; aber wir können von Hochleistungsorganisationen lernen: Es braucht kreative Köpfe, die ihre Klugheit und Improvisationskraft entfalten können. Es braucht Menschen, die im Unternehmen eigene Entscheidungen treffen dürfen und die Herausforderungen entschlossen und eigenverantwortlich anpacken. Und wir brauchen Achtsamkeit für schwache Signale des Widerspruchs als Seismographen für Risiken und die Achtung vor fachlicher Expertise.