Befunde zu Organisation, Führung und ihrer Beratung im Wandel

Alles VUKA – oder Nichts?

Allgegenwärtig und in aller Munde sind die zunehmende Instabilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität der Welt schlechthin – und also auch der strukturellen Bedingungen, denen Organisationen ausgesetzt sind. Die sogenannte »VUKA‐​Welt« und die durch sie erzeugten wirkmächtigen Bilder besitzen enorme Prägekraft. Geht es nach avantgardistischen Vorderleuten, ist das allerdings schon wieder kalter Kaffee. VUKA war ein schlechter Witz gegen das, was jetzt kommt: Heute ist alles »BANI«: Brittle, Anxious, Non‐​linear, Incomprehensible; also spröde, ängstlich, nicht‐​linear, unbegreiflich. Und so raunt sich’s in trefflicher Selbstbezüglichkeit und vergegenwärtigter Angst vor dem sich ankündigenden ›Nichts‹ der Apokalypse entgegen: »Wir blubbern nicht mehr fröhlich vor uns hin, das Sieden hat begonnen. …Wir befinden uns in einem Zeitalter des Chaos, einer Ära, die sich intensiv, fast gewaltsam, gegen Strukturen wehrt. Es ist keine einfache Instabilität, es ist eine Realität, die sich aktiv den Bemühungen zu widersetzen scheint, zu verstehen, was zum Teufel los ist.« (Cascio, 2020; meine Übersetzung; siehe auch Grabmeier, 2021).

Diese und ähnliche Folien gehören zum unverzichtbaren Jargon für jeden, der in der Welt des Managements und deren Beratung als Kenner erkannt sein und mitreden können will. Sie konstruieren und erzeugen eine Wirklichkeit, innerhalb derer sich Führungshandeln und deren Beratung vollziehen. – Der jeweils wahrgenommene Grad der Ausfaltung ihrer strukturellen Umgebungsfaktoren oder eben die Vermutung einer totalen Abgründigkeit, fundamentalen Unberechenbarkeit und Haltlosigkeit der Welt, bestimmen die konstruierte Lebenswirklichkeit von Organisationen, des hieran gekoppelten Führungssystems und – als relevanter Teil des Arrangements – der daran gekoppelten Führungspersonen und – nicht zuletzt – der an sie gekoppelten Mitarbeitenden.