Befunde zu Organisation, Führung und ihrer Beratung im Wandel

Funktion von Führung

Funktion von Führung

Die systemtheoretisch dominierte Sichtweise der Management‐ und Führungsliteratur bringt es auf den Punkt: Dort wird Führung radikal als spezifische Funktion von Organisationen verstanden. Die Leistung von Führungssystemen jeder Art besteht nach streng funktionaler Betrachtung im Kern darin, die zum Teil unspezifischen Umgebungsfaktoren zu beobachten, das Umweltrauschen auf Relevantes hin zu filtern, zu übersetzen, zu interpretieren, verfügbar und gestaltbar zu machen und in organisationale Strukturen zu fassen, sodass die Anschluss‐ und Überlebensfähigkeit der Organisation im Sinne ihres Funktionsauftrags sichergestellt werden kann. Diese rein funktionsstrukturelle Perspektive (Schmohl, 2016, S. 180ff.) besitzt dabei den Vorteil, sogleich von irgendwelchen mehr oder weniger impliziten Vorfestlegungen und Verdinglichungen, von hierarchischer Verortung von Führung oder dem Ausweichen auf eigenschaftsbasierte, persönlichkeitsstrukturelle Vorstellungen absehen zu können und zu müssen. Und so sind »Organisation und Führung«, wie beispielsweise Rudolf Wimmer (2009) es ausdrückt, »zwei Seiten ein und derselben Medaille«. Dieser Nexus bildet die Legitimationsbasis und das Fundament von Führung in Organisationen. Essentielle Funktion von Führungssystemen ist hiernach ihr Beitrag zur Aufrechterhaltung der Einheit der Komplexitäts‐​Differenz zwischen relevanter Umwelt andererseits und der Organisation diesseits. Diese Unterscheidung von diesem und anderem konstituiert geradezu die organisationale Identität. Und das bedeutet: mit Einlösen dieser Erwartung steht und fällt die Legitimation von Führung: Verflüssigen sich die organisationalen Strukturen, wird auch das Fundament von Führung unterspült und gerät ins Wanken!