Don Quijote und Sancho Pansa: Miguel de Cervantes zeigt uns Wesentliches über’s Menschsein und Leadership‐Tugenden

Unsere Faszination

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Was aber fasziniert uns so daran, dass wir die beiden – Quijote und Pansa – zur Signatur unseres Blogs Existenzielle Führung ausgewählt haben?

Quijote berührt uns durch seinen tief verwurzelten, konsequenten Humanismus, seine Menschlichkeit und Güte. Sein Vertrauen in die Subjektivität seiner Weltauslegung ist uns Vorbild, und seine Entschlossenheit, durch die er seine existenzielle Freiheit erwirbt, ist uns Mahnung und programmatischer Ansporn.

So fühlen wir uns mit Joke Frerichs (2016) von der Solidarität angesprochen, die Quijote »vor allem seinem Gefährten Sancho Pansa zukommen lässt … Er isst mit ihm aus einer Schüssel, denn von dem fahrenden Rittertum kann man dasselbe sagen wie von der Liebe, daß sie alle Dinge gleichmacht.«

Wir bewundern Quijotes Weltsicht, die ihm Erklärung und Rechtfertigung zugleich sind. »Denn: Die wahre Wirklichkeit liegt im Bewußtsein der Menschen selbst, in der Welt, in der sie zu leben glauben. Dieses Bewusstsein verschafft ihm die Kraft, allen Widrigkeiten zu begegnen und nach jeder Niederlage wieder aufzustehen. Durch die Entschlusskraft des Handelnden gewinnt Don Quijote seine Freiheit und die Erkenntnis, dass ein auf freien Entschlüssen beruhendes Leben den Wert der menschlichen Existenz ausmacht.« (ebd.).

So entdecken wir bei Quijote schon den Sinn von Heideggers Begriff der Entschlossenheit, das von Jaspers Gemeinte, wonach in den Grenzerfahrungen, der Mensch das Absolute ergreift und davon ergriffen wird. Und es erlaubt uns mit Sartre, die Unbestimmtheit jeglicher Weltdeutung anzunehmen und zugleich an der Unbedingtheit sittlichen Handelns festzuhalten. (Bollnow, 1949).

Zugleich und unmittelbar aber werden wir bei aller Begeisterung für Quijote daran erinnert, dass der Mensch nicht frei ist von seinen schicksalhaften strukturellen Bedingtheiten, wie Viktor Frankl (1985, 52ff.) unterstreicht: »Der Mensch ist nicht frei von seinen schicksalhaften Bedingungen, aber frei zu diesen Bedingungen Stellung zu nehmen.« Zudem ist er eingebunden ist in Tradition und Konventionen und eine gemeinsame Welt mit anderen. Der uns da erinnernd entgegen kommt, ist Sancho Pansa, in der Inkarnierung des Realitätsprinzips, seiner Verkörperung eines ›gesunden Menschenverstandes‹. Pansa ist es, der uns vor dem Verlust der Bodenhaftung bewahrt. Denn die Illusion des sich Losmachen‐​Könnens von den faktischen Bedingtheiten, läuft Gefahr, sich – wie Otto Bollnow (1949, S. 326) es formuliert – in der »Bindungslosigkeit einer isolierten Subjektivität« zu verlieren, »die notwendig auf eine besonders raffinierte Form des Selbstgenusses hinausläuft.«