Unter dem Stichwort »Existenzielle Führung« greifen wir in unserer Arbeit auf wesentliche Grundlagen existenziellen Denkens zurück, vor allem auf die Daseinsanalyse und die Existenzanalyse. Die praktische Anwendung hat sich seit über einem halben Jahrhundert bereits in Psychotherapie, Beratung, Pädagogik, Seelsorge, Sozialer Arbeit, Coaching und Management und in anderen Arbeitsfeldern bewährt. Die hier beschriebenen Dimensionen und Themen zeigen eindrücklich, wie wichtig es ist, die Grundbezüge und die Grundstruktur der Person auch in der Welt von Unternehmen und Organisationen zu berücksichtigen.
Der Mensch nimmt in seinem Dasein Bezug zu seiner Umwelt (das ist die physische Dimension menschlicher Existenz), zur Mitwelt (das ist die soziale Dimension), zur Eigenwelt (das ist die psychologische Dimension) und zur Überwelt (im Sinne einer spirituellen / transzendenten Dimension).
Der Mensch zeigt in seiner Existenz (bewusst wie unbewusst) fundamentale Strebungen (Grundmotivationen) nach Sicherheit, Werterleben, Selbstsein und sinnvollem Handeln. Diese Strebungen haben eine direkte Auswirkung auf das Tun oder Unterlassen aller Mitarbeitenden innerhalb einer Organisation. Die Person in Führungsverantwortung steht dabei vor der besonderen Herausforderung, sich selbst und andere so zu führen, dass die Berücksichtigung dieser Grundmotivationen im Organisations‐ und Arbeitsalltag zu einer gelungenen und guten Zusammenarbeit führt.
Die Führungsaufgabe steht im Spannungsfeld zwischen den gegebenen Bedingungen und Notwendigkeiten und (freiwilliger) Kooperation. Einige der Fragen, mit denen sich jede Person auseinander setzen muss, die Verantwortung innehat: Welche Aufgaben hat wirksame Führung eigentlich? Was muss angesichts der besonderen Führungssituation vor allem in werteorientierten Organisationen beachtet werden? Was kann und muss Führung leisten, damit die gemeinsamen Ziele z. B. eines Teams auch erreicht werden? Die Bereitschaft des Einzelnen zur Kooperation wächst unter anderem in dem Maße, in dem durch die Führung ein organisationaler wie personaler Rahmen gesetzt wird, in dem die Eigenentwicklung und Autonomie, aber auch die (Eigen‐) Verantwortlichkeit der Mitarbeitenden gefördert und bestärkt wird.