Existenzielle Dimensionen

Ludwig Binswanger (18811966) beschreibt drei Dimensionen, auf die sich menschliches Dasein bezieht: Umwelt, Mitwelt und Eigenwelt. Emmy van Deurzen (* 1951) ergänzt diese um die vierte Dimension Überwelt, weil hier sich die transzendente Seite des Daseins zeigt. So haben wir mit den Existenziellen Dimensionen ein wichtiges Modell, um den Menschen in seinem Dasein besser verstehen zu können.

Existenzielle Dimensionen (nach Hanaway, The Existential Leader, 2019)

Existenzielle Dimensionen (nach Hanaway, The Existential Leader, 2019)

I. Umwelt – die physische Dimension

Im Außen liegt die Umwelt, auf die sich das menschliche Dasein bezieht: Umgeben von Natur und Atmosphäre, der eigenen Leiblichkeit wie der Körperlichkeit der anderen, entsteht der Bezug zur Umwelt vor allem über Empfindungen.

II. Mitwelt – die soziale Dimension

In der Mitwelt entsteht Begegnung, das Dasein ist geprägt vom menschlichen Miteinander. Es entsteht durch Beziehung und Dialog mit anderen, durch Gefühle von Zugehörigkeit und Einsamkeit. Die Mitwelt entsteht und wird gleichermaßen durch soziale Interaktion, Intersubjektivität, Partizipation und Empathie gestaltet.

III. Eigenwelt – die psychologische Dimension

Im Innen liegt die Eigenwelt, das, was bewusst wie unbewusst das Wesen der Person ausmacht: Die Selbstidentität nimmt Bezug zum Eigenen und entdeckt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen; das Gedächtnis gestaltet retrospektiv die Lebenslinien, während Gedanken wesentlich zur Verfassung im Hier und Jetzt beitragen.

IV. Überwelt – die spirituelle/​transzendente Dimension

»Der Mensch ist ein Wesen auf der Suche nach Sinn«, so Viktor E Frankl in Anlehnung an Plato. Gewissermaßen im Bezug auf die Überwelt entsteht (Selbst-)Transzendenz, der Mensch bezieht sich in seinem Dasein auf etwas, das mehr ist als er selbst. Dieser Bezug drückt sich aus in Intuition, Überzeugungen, Werten und der Bedeutung, die der Mensch seinem Leben und Handeln zu geben vermag. Damit es nicht zu reinem Verzwecken von erstrebenswerten Zielen kommt, hat der Mensch seine je eigene Antworten auf die Fragen des Lebens zu geben. Er allein vermag, seinem Leben »Sinn« zu geben.